Hetty hatte sich in eines ihrer Häuser begeben und saß nun in ihrem Lieblingssessel, der in der Ecke ihres Wohnzimmers stand. Sie hatte das Licht nicht eingeschalten, da sie in der Dunkelheit besser nachdenken konnte. Ihr Blick schweifte durch den Raum und ihre Gedanken waren bei Callen. Hatte sie ihn erst in solch eine Situation gebracht? Sie hatte versucht sein Leben in die Bahnen zu lenken, die sie für richtig für ihn hielt. Aber war es das wirklich? Sie hatte ihn von der Straße geholt und zum Agent ausbilden lassen. Und er machte seine Sache wirklich gut, dass konnte niemand mehr abstreiten. Doch die Ungewissheit über seine Vergangenheit war geblieben und das zermürbte ihn.
Innerlich schwangte Hetty zwischen Sorge und Wut. Sie hatte wirklich geglaubt, dass Callen nach so vielen Jahren seine Alleingänge unterlassen würde. Aber ein klein wenig Schuld gab sie sich auch, denn nicht immer hatte sie ihm und auch dem Team alles gesagt was sie wusste. Sie wollte sie schützen, doch manchmal wären sie schneller zum Ziel gekommen, wenn sie gleich die ganze Wahrheit gekannt hätten. War es das, warum er ihr jetzt nicht vertraute und gesagt hatte, was er vor hat? Hetty atmete tief durch und kam zu dem Entschluss, dass es niemandem half, besonders Callen nicht, wenn sie jetzt über die Vergangenheit nachgrübelte. Sie musste versuchen heraus zu finden wo er war.
Sie blickte auf die große Wanduhr. Es war zwar schon spät, aber am Flughafen war auf alle Fälle noch jemand erreichbar. Hetty schaltete die kleine Lampe auf dem Tischchen neben sich ein und nahm den Hörer ab. Nachdem sie eine Geheimnummer gewählt hatte, dauert es nicht lange, bis am anderen Ende jemand abnahm.
„Ist in der nächsten Maschine nach Washington noch ein Platz frei?" fragte sie.
„Ja, aber nur noch direkt am Übergang zur Business Class " antwortete der Mann am anderen Ende der Leitung.
„Welche Platznummer?", möchte Hetty wissen.
Der Mann tippt etwas in seine Tastatur und antwortet dann: „R15M3".
„Egal, ich nehme ihn trotzdem.", antwortete Hetty darauf.
„Was kann ich für sie tun Hetty?", antwortete der Mann am anderen Ende.
„Ich muss wissen, ob einer meiner Agenten in den letzten Tagen einen Flug gebucht hat und wenn, wohin dieser ging.", sagte Hetty.
„Einen Moment, ich schau mal nach.", antwortete der Mann. Durch das Telefon ist zu hören, dass er sehr geübt beim Umgang mit der Tastatur ist. Es dauert nicht lange und er erklärt Hetty, dass keiner ihrer Agenten in den letzten Tagen das Land verlassen hat. Hetty bedankte sich und legte den Hörer auf.
Nachdenklich blickt sie auf ihre Teetasse. Callen war zwar sehr geübt seine Spuren zu verwischen und wenn wer nicht gefunden werden wollte, dann fand ihn auch niemand, aber in diesem Falle vertraute sie darauf, dass er sich diese Option offen gelassen hatte, falls sein Vorhaben scheiterte.
Hetty trank einen Schluck von ihrem Tee und überlegte, was sie als nächstes tat. Callen hatte die US nicht verlassen. Aber was hat er nur vor und von wem erhofft er sich hier Informationen? Es gab so viele Möglichkeiten, doch welche war die Wahrscheinlichste? Ihr wurde klar, dass sie das nicht allein schaffte.
Sie nahm ihren Laptop zur Hand und öffnet eine Internetseite. In einem Onlineshop für Whisky öffnet sie das Kontaktformular und schreibt eine kurze Notiz. Der Empfänger würde wissen wie er diese zu verstehen hatte. Jetzt konnte sie nur noch warten, bis die Antwort kam.