Hallo,
da ist die Fortsetzung von "Und dies alles unter deiner Nase, Albus".
Auf eure Reaktionen sind wir sehr gespannt. Wir - klar mushati47 und Lea sind wieder an Bord. Ihnen danke ich ganz herzlich für die Mitarbeit an diesem Kapitel.
1. Die Ankunft spiegelt sich in Halbmondgläsern.
Die Sonne stand hoch am Himmel und beleuchtete eine hügelige Landschaft. Im Verlauf der Reise würdesie sich in eine schroffe, felsige Landschaft ändern. Die Reisenden hatten unbemerkt den Fluss bei Berwick-upon-Tweed überquert. Der Tweed trennt die englische Grafschaft Northumberland von der schottischen Grafschaft Berwickshire und somit die Königreiche der Briten.
Der Expresszug ratterte über ein Eisenbahnviadukt, welches aus einem längst vergangenen Jahrhundert stammte, wie so vieles in der besonderen Welt der Reisenden. Eine Welt, die der Bevölkerung, die rechts und links vom Schienenstrang lebte, verborgen war, wie der Viadukt und die Gleise.
Nur ein paar alte Leute erzählten ihren Enkeln Geschichten von dem verlorenen Zug im Moor. Die Jüngeren hörten das Stampfen der Lokomotive nicht mehr, welches vor Generationen die Bevölkerung hoch geschreckt hatte – der Geisterzug - er fährt wieder!
Man fuhr nicht mehr mit offenen Kutschen, oder legte lange Wege zu Fuß zurück. Die Leute fuhren mit geschlossenen Autos. Wer wanderte oder mit dem Fahrrad unterwegs war, brachte seine eigene Musik mit.
Den Menschen am Rande der Gesellschaft hörte man nicht zu. Sie wurden als verschroben abgetan, wenn sie regelmäßig zum Herbstbeginn oder am Anfang des Sommers vom Rattern des Geisterzuges berichteten. Sie waren es auch, die bei Vollmond ihre Häuser besonders gut verschlossen. Sie kauerten hinter den Fenstern und hörten dem grimmigen Heulen der ihnen unbekannten Kreaturen zu. Für die modernen Menschen war das Heulen der Beweis, dass der Jagdpächter seinen Aufgaben nicht nachkam und die streunenden Hunde entsorgte. Wölfe gab es auf den Britischen Inseln keine mehr und die Füchse heulten nicht.
Die Türen wurden gut verschlossen, weil scheinbar stehlende Ausländer die Gegenden unsicher machten. Der Spareffekt von neuen Fenstern und Türen war auch nicht zu verachten, schließlich hatte man als Schotte einen Ruf zu verlieren. Die dichten Fenster und Türen hielten nicht nur die Kälte und die Diebe, sondern auch die unangenehmen Geräusche der Nacht fern.
Albus Dumbledore schüttelte seinen Kopf: Das alles war für ihn immer noch wie ein Wunder. Er stand unweit des Bahngleises am Portal eines Tunnels. Keine Nachricht hatte ihn bisher erreicht, also schien es im Zug keine Schwierigkeiten zu geben.
„Alastor, können die Muggel wirklich so blind sein? Da fährt, durch ihre Insel, von der sie meinen sie zu kennen, ein Zug. Gezogen von einer uralten, dampfenden und pfeifenden Lok, die sie nur noch aus dem Museum kennen, und keiner bemerkt es."
Der alte Auror sah mit seinem künstlichen Auge konzentriert auf das Tunnelportal. Während das natürliche Auge seinen alten Freund spöttisch betrachtete. „Albus, sie bekommen mehr mit, als wir denken und mehr alssie sich selbst eingestehen. Geister haben sie anscheinend bereits akzeptiert. Auf ihren Jahrmärkten gibt es immer ein Geisterhaus. Sie stehen Schlange, um in ‚The Haunted Maison' zu kommen, ohne zu ahnen, dass das wirkliche Grauen täglich immer näher kommt."
Dampf quoll aus dem Tunnel und das Rattern des Zuges wurde lauter. Dumbledore und sein Freund sahen dem Hogwarts-Express an ihnen vorbeifahren. Am offenen Fenster des letzten Wagens, in dem eigentlich nur Gepäck transportiert wurde, stand ein schlanker Mann, total in Schwarz gekleidet, und schickte eine Eule auf Reisen. Die Reise war nicht so lang, wie der Absender es vermutet hatte. Dumbledore streckte den Arm aus und die Nachricht war angekommen, bevor der schwarzhaarige Mann, das Fenster geschlossen hatte.
Werter Professor Dumbledore,
Zugfahrt verläuft ruhig. Potter und seine Freunde
scheinen den Zug nicht erreicht zu haben. Ein Schüler
meines Hauses wurde bei dem Kampf verletzt, er wird
aber am Begrüßungsfest teilnehmen können.
Professor S. Snape
Dumbledore reichte den Brief an Moody weiter. Der las ihn und versuchte einige Zaubersprüche anzuwenden, verbrannte den Brief aber, als er nichts fand.
„Alastor, du mit deinem Misstrauen! Mir reichen die Aussagen vollkommen. Severus hat nach Harry, Hermine und den anderen gesucht. Er hätte eingegriffen, wenn sie bedroht gewesen wären. Draco Malfoy, das wissen wir schon von Bill, hat einen Fluch abbekommen. Severus wird alles daran setzen, damit dies geheim bleibt, oder wenigsten nicht so auffällt. Ich denke,er wird mir die Gründe dafür noch sagen."
Der alte Auror verdrehte das natürliche Auge: „Wie kann man nur so vertrauensselig sein? Er war ein Todesser und er verfolgt weiterhin seine eigenen Ziele. Ich werde ihm nie richtig trauen!"
„Wir sollten weiter. Ich denke es wird beruhigend wirken, wenn ich mich bei der Ankunft der Schüler auf dem Bahnsteig sehen lasse."
„Albus, die gleiche Prozedur wie zu jedem 1. September?"
Der Schulleiter nickte: „Die Großen fahren mit den Kutschen, wobei sie von Auroren begleitet werden. Die Erstklässer mit den Booten über den See, wie seit 800 Jahren oder mehr. Nur eine Änderung zu den letzten Jahren."
„So? Welche?"
„Du weißt seit dem Tod des Großvaters von Sirius, gab es keinen Earl of Hogsmeade mehr, der sich am Schutz des Bahnhofes beteiligt hatte. Sir William Black hatte immer, so schwarz seine Gedanken auch waren, seine Rolle als Earl und Protector of Hogwarts ernst genommen."
„Du meinst Potter wird am Bahnhof sein? Findest du das gut?"
„Nun er wird da sein und nicht nur er. Ginny Weasley hat gleich, nachdem sie von dem Überfall gehört hat, reagiert."
„Hui, wird uns neben Potter auch noch ein kleines Schulmädchen schützen? Was bin ich beruhigt."
„Alastor, lass den Sarkasmus! Sie und ihr Freund haben Vorbereitungen getroffen, welche mich sehr nachdenklich stimmen. Sollten die Todesser nochmals angreifen, wird es wohl keine leicht oder gar schwer Verletzten geben."
„Warum? Haben sie Molly mitgebracht?"
„Nein, Nanda hat ein paar Freunde von seiner Gurkha-Einheit aus Nepal mitgebracht."
„Weißder schmierige Typ im Zug Bescheid?"
„Dein Kollege, Professor Snape wurde, wie ich auch, von Ginny informiert. Wenn du ihn mit deiner Umschreibung gemeint hast."
Dumbledore und sein alter Freund apparierten und standen kurz darauf auf dem leeren Bahnhof von Hogsmeade. Hagrid kam winkend mit großen Schritten auf sie zu. Auf seinem Arm saß ein kleiner Junge, der etwas erschreckt schaute.
„Wen trägst du denn schon herum?"
„Oh, Professor Dumbledore, das ist Michail Radusinovic aus Rumänien. Er kommt in die erste Klasse." Mit den Worten stellte er den blonden Jungen auf den Boden.
Dumbledore nickte: „Willkommen bei uns Michail! Wie geht es dem guten Kyrill und deiner Schwester Ileana?"
„Sie wollte unbedingt mitkommen, aber sie ist noch nicht so alt. Vor einer Woche habe ich noch nicht gewusst, wie ich nach Hogwarts komme, aber seine Lordschaft hat mich nicht vergessen! Er hat mir einen Brief geschrieben, dass Miss Tonks und Mister Lupin mich abholen werden. Darin stand auch, dass Ileana mich besuchen darf."
Moody betrachteten den Jungen, der sich vor ihm hinter Hagrid versteckte.
„Warst du mit Mister Lupin und dem Mädchen auch in der Winkelgasse?"
„Winkelgasse, Sir?"
„Na, wo habt ihr die Bücher gekauft und den neuen Zauberstab, der in deiner Hose steckt?"
Der Junge strahlte: „Die Bücher hat Miss Tonks mitgebracht. Und den Zauberstab." Vorsichtig zog er ihn aus der hinteren Hosentasche und zeigte ihn stolz. „Den Zauberstab haben wir bei Gregorowitch in Bukaresti gekauft. In meiner Familie wurden die Stäbe immer vererbt, ganz selten wurden welche gekauft. Mein alter Zauberstab war aber kaputt. Er war teuer, aber Großväterchen Kyrill hat alles bezahlt. Ich glaube er nimmt das Geld von seiner Lordschaft!"
„Richtig, Harry hat es versprochen. Nenne ihn hier bitte nur Harry und nicht seine Lordschaft. Ich denke er wird dir sehr dankbar sein" bemerkte Dumbledore freundlich.
Moody hielt den Arm von Michail fest, als dieser seinen Zauberstab wieder in Hosentasche stecken wollte: „Junge, lass das! Worauf willst du in der Schule sitzen, wenn aus Versehen ein Fluch aus deinem Zauberstab kommt? Du kannst froh sein, wenn da nur Pickel an deinem Hinterteil sind. Es könnte auch ganz fehlen!"
Erschrocken sah der Junge den alten Auroren an. Michail kramte in seiner Tasche und zog einen Zauberstabhalter heraus, den er am Gürtel befestigte. Moody nickte anerkennend: „Warum nicht gleich?"
„Miss Tonks war dagegen, sie meinte: Nur wegen dem schrulligen Mad-Eye soll ich mich nicht lächerlich machen!"
„Aber so ist es sicherer, auch wenn ich schrullig bin!" brummte Moody.
Der Schulleiter schmunzelte. Er bot allen ein Brausebonbon an. Unauffällig suchte sein Blick die Umgebung ab.
„Dort in der Böschung, da haben sich ein paar Freunde von diesem Nanda versteckt!", beantwortete Alastor die ungestellte Frage. „Du kannst sie nicht sehen, sie sind hinter den Bäumen. Nur Potter und die Mädchen sehe ich nicht!"
Ein regelmäßiges Rattern kam näher und bald erkannte man auch schon die Rauchfahne der Lok. Der Hogwarts-Express hatte sein Ziel erreicht.
Wohlwollend betrachtete der Schulleiter die aussteigenden Schüler. Auf einmal störte ihn etwas.
„Alastor! Täuschen mich meine Augen? Da bringt doch tatsächlich jemand einen ausgestopften Geier mit nach Hogwarts!"
Der Auror suchte nach dem beschriebenen Gegenstand: „Oh, ich denke sie wird ihn wieder mit nach Hause nehmen, genauso wie ihre rote Tasche. Beides hat die gute Oma Longbottom sicherlich schon von ihrer Mutter geerbt. Hast du gewusst, dass auch Eltern mitgefahren sind?"
Dumbledore schüttelte den Kopf. Er hob seinen Zauberstab und lies eine lustige Fanfare ertönen. Die Reisenden sahen sich interessiert um. Mit dem ‚Sonorus Zauber' hatte er seine Stimme verstärkt.
„Herzlich Willkommen in Hogsmeade! Wie ich sehe, haben wir heute Gäste, die nicht mehr die Schulbank drücken wollen oder noch nicht dürfen. Sie sind trotzdem herzlich eingeladen mit uns in der ‚Großen Halle' den Schulanfang zu feiern!"
Dumbledore begrüßte die Eltern, während die Schüler bereits in die Kutschen einstiegen.
„Albus?", unterbrach ihn Moody. „Geht dieser Nanda auch nach Hogwarts?"
Der alte Professor schüttelte den Kopf: „Nein, der macht bereits eine Ausbildung bei den Gurkha."
„Ich könnte schwören, er ist gerade mit Harry in eine Kutsche gestiegen!"
„Er hat Molly versprochen, Ginny bis zum Portal zu bringen!", erinnerte sich Dumbledore.
Hagrids Bass tönte über die Köpfe hinweg und die Erstklässer folgten ihm zu den Booten.
„Albus, Snape habe ich nicht gesehen. Der kleine Malfoy ist schon vorbei, aber noch nicht der Giftmischer!"
„Er wird sich wohl nicht mit Schülern in eine Kutsche zwängen. Auch wird er nicht mit dem Boot fahren. Er wird seinen Portschlüssel benutzt haben."
Gemeinsam stiegen sie in die Kutsche ein, in der Augusta Longbottom gewartet hatte. Nach dem Signal aus dem Zauberstab des Schulleiters setzte sich die Kolonne in Bewegung. Die Großmutter von Neville berichtete sehr lebhaft von dem Zwischenfall am Gleis 9 3/4.
Galant half Albus Augusta aus der Kutsche und genoss den überraschten Gesichtsausdruck seiner Stellvertreterin. „Minerva ich glaube bei Augusta verzichten wir auf eine erneute Auswahl, sie will ja auch nur ein paar Stunden bleiben."
Die Schüler warteten ungeduldig darauf, dass der Schulleiter den Eingang zum Schloss freimachte. Es traute sich keiner, sich an ihm vorbeizudrängeln.
„Merkt der Alte nicht, dass er stört. Hält den ganzen Betrieb auf!"
Malfoys abwertende Bemerkung ließ Dumbledore aufhören. „Guten Abend Mister Malfoy, es freut mich sehr, dass sie meine Person nur vor dem Portal stört. Der Alte geht weg, sie können sich wieder beruhigen."
Alastor brummte: „So schlecht scheint es ihm nicht zu gehen, dem Günstling unserer Fledermaus!"
„Alastor, täusche dich nicht!", unterbrach in Augusta. „Der Fluch muss ihm sehr zugesetzt haben. An allen möglichen Stellen färbten sich sein Hemd und sein Umhang blutrot. Obwohl er plötzlich rosa Haare hatte, war mir nicht zum Lachen. Es erinnerte mich zu sehr an einenbestimmten Todesserüberfall."
Albus sah sie fragend an. Minerva hatte ihren strengen Gesichtsausdruck, der scharfe Blick wie ihn die Schüler nannten, wieder: „Welchen Überfall, Augusta?"
„Oh, da kommen Harry und Felicitas. Wir sollten nicht mehr über den Überfall reden. Ich will nicht, dass sie mehr erfährt."
Augusta Longbottom löste sich von der Gruppe mit dem nachdenklich wirkenden Dumbledore und begrüßte die Beiden.
Dumbledore wandte sich zu Minerva: „Felicitas und die beiden anderen neuen Schüler für die höheren Klassen, werden heute den ‚Sprechenden Hut' nicht aufgesetzt bekommen. Wir haben das ja schon bei der Anmeldung gemacht. Von Felicitas wissen wir auch, wie sich der Hut entschieden hat. Ich werde es einfach nur bekannt geben."
„Warum sollen wir von dieser Regel abweichen, Albus?"
„Vielleicht würde der Hut sich heute bei jemandem anders entscheiden! Kümmerst du dich um die Erstklässer? Ich werde noch ein paar Tische heraufbeschwören müssen."
Die ‚Große Halle' hatte heute einen sechsten großen Tisch erhalten, der ganz in der Nähe des Lehrertisches stand. Neben den Haustischen hatte Dumbledore einen Gästetisch heraufbeschworen, an dem nun die mitgefahrenen Eltern und Geschwister Platz nahmen.
Besorgt hatte er die Gruppenbildung am Tisch der Gryffindors beobachtet. Ganz hinten saß Harry. Ganz gegen seiner Erwartung saß Harry nicht direkt neben Felicitas, sondern eine verheulte Ginny saß zwischen ihnen. Gegenüber saßen Ron und Neville, der Platz neben dem jüngsten Sohn der Weasley war leer. Hermine lag vermutlich noch in der Krankenstation, Poppy kannte keine Gnade. Seamus Finnigan und Dean Thomas saßen am anderen Ende des Tisches. Finnigan sprach sehr eindringlich auf Thomas ein, der seine Wange hielt, als hätte er Zahnschmerzen. Böse Blicke wanderten an das Tischende. Albus musste schmunzeln, so unterschiedlich Felicitas und Hermine waren, bei Rons Verhalten waren sie sich wohl einig. Als Ron sich nämlicherhob, um auf eine Äußerung von Dean Thomas zu antworten, drückte sie ihn zurückauf seinen Platz, wo er auch widerstandslos sitzen blieb.
Die Tür öffnete sich und das gewohnte Bild brachte etwas Ruhe in den Saal. Professor McGonagall trug den Schemel mit dem ‚Sprechenden Hut', gefolgt von den verängstigt blickenden Erstklässlern, in die Halle.
Der Hut räusperte sich und verschaffte sichdamit mehr Respekt, als Dumbledore es mit seiner Fanfare in Hogsmeade geschafft hatte.
Vor Tausend Jahren habenkundige Hände mich geschaffen,
und nun steh' ich vor euch, die nur gaffen!
Warum eigentlich? Frage ich mich,
‚ein ganzes Jahr plagst du dich,
für wen? Für was? Dass sie dir zuhören!
Denke ich, und was machen die Gören?
Meine Warnungen schlagen sie in den Wind!
Manche sehnen sich zu sein, des Bösen Kind.
Andere kämpfen, stark wie Helden,
doch kennen sie auch der Anderen Welten?
Am schlimmsten sind jedoch die, welche verdrängen,
den Streit nicht mitbekommen wollen, auch hier auf Hogwarts Gängen.
Das Wichtigste ist für sie, viel Essen und ihre Ruh,
mit dieser Einstellung sind sie für uns wertloser als der Mist einer Kuh.
Hört meinenAppell, ihr Selbstgerechten,
auch die, welche ihre Zukunft sehen bei den Schlechten!
Wacht auf aus eurer Sorglosigkeit, steht auf ihr faulen Säcke!
Vielleicht ist dies das letzte Mal, dass ich euch wecke!
Um die Freiheit für euch, wie auch für den anders Denkenden zu retten,
muss man sich nicht an den Willen falscher Meister ketten.
Überheblichkeit, sei sie angeboren,
oder durch Mut oder Wissen auserkoren,
ist nicht nur für denjenigen schädlich, dies müsst ihr wissen,
es leiden viele darunter, und es nagt irgendwann an eurem Gewissen.
Steht zusammen, Seit an Seit
und kämpft für die Gerechtigkeit.
Betretendes Schweigen herrschte im Saal. Dumbledore gab seiner Stellvertreterin ein Zeichen, die Worte noch etwas wirken zu lassen.
Zufrieden über den Eindruck, den der ‚Sprechende Hut' hinterlassen hatte, besah er sich seine Schüler genauer. Er konnte behaupten jeden Einzelnen zu kennen oder wenigstens seinen Namen. Am Slytherin-Tisch waren, bis auf die kleine Greengrass1, alle da. Er freute sich darüber. Vielleicht konnte er so manchen von den Klauen Voldemorts fern halten. ‚Albus' schalt er sich selbst. Es sind auffallend viele Schüler aus Slytherin Todesser geworden, aber nicht nur aus Slytherin!'
Malfoy unterhielt sich interessanterweise auch mit ganz anderen Mitschülernals sonst. Verwundert zog Dumbledoredie Augenbrauen hoch, als Malfoy eine schwungvolle Bewegung vorführte, während er dem Mädchen von den Parkinsons etwas erklärte. Nun machte er kreisende Bewegungen, ja, beinahe, als ob er etwas auf dem Gesicht verteilen wollte.
Ein unterdrücktes Lachenlies seinen Blick schnell an den Tisch des Hauses Gryffindor wandern. Felicitas beobachtete gemeinsam mit Ginnyden jungen Malfoy. Die Tochter von Molly hatte sich die Serviette vor den Mund gedrückt, während Felicitas den hellblonden Jungen konzentriert anschaute.
„Die macht wohl wieder einen Gedankenspaziergang. Wenn es ein Haus auf Hogwarts geben würde in der die Eigenschaften von Godric und Salazar vereinigt wäre, müsste sie, notfalls alleine, dorthin", dachte sich Dumbledore.
Ein Räuspern von Professor Snape unterbrach Malfoy in seinen Erklärungen. Angstvoll schaute er zu seinem Hauslehrer und wurde sogar verlegen.
Nein hier oben am Lehrertisch entging dem Schulleiternichts!
Minerva beganndie Namen der Neuen vorzulesen, als die Saaltüre zuklappte. Wer den Raum verlassen hatte,konnte er nicht gleich feststellen. Es war nur interessant, dass jetzt auch Felicitas, begleitet von Ginny, den Raum eilends verließ. Fragend sah er Alastor, der neben ihm saß an.
„Zuviel Süßigkeiten, vermute ich", brummte der alte Auror. „Molly würde einen Aufstand machen, gäbe es einen anderen Grund, warum ihr vor dem Essen schlecht wird."
Besorgt sah Dumbledore seinen Freund an. „Dachte Professor Snape hätte da mit einem Trank vorgesorgt?"
„Dann sind es wohl die Süßigkeiten", meinte der alte Auror abschließend.
Ein Mädchen mit schönen blonden Zöpfen wurde Ravenclaw zu geteilt. Wie wenig er von der Verteilung mitbekommen hatte, wurde ihm klar, als Minerva Michail Radusinovic aufrief.
Ein Schubs mit dem Ellbogen brachte ihn dazu, Alastor seine Aufmerksamkeit zu schenken, während die Gryffindors applaudierten.
„Albus, Malfoy fehlt auch. Er ist vor dieser Felicitas aus dem Saal gegangen und noch immer nicht zurückgekommen!"
„Severus!" Der unruhig blickende Getränkelehrer schreckte auf. „Severus, kannst du bitte feststellen, was Malfoy da draußen macht!" Beinahe erleichtert verschwand Professor Snape, aber vielleicht täuschte auch sein Eindruck.
Die neuen Schüler waren an den Tischen der vier Häuser von Hogwarts aufgenommen worden und der Lärmpegel stieg weiter an. Sein Glas, dem er einen schönen Klang entlocken wollte, fiel um und löste eine kleine Kettenreaktion aus. Als auch noch die Weinflasche umfiel, gehörte ihm die ganze Aufmerksamkeit des Saales. Lange hatte er überlegt, wie er den Schülerinnen und Schülern die großen Veränderungen an Hogwarts erklären sollte. Das Warten auf den Hogwarts Express hat ihn auf den Gedanken gebracht.
„Willkommen, herzlich Willkommen auf Hogwarts!
In den Ferien hatte ich viel Zeit, um nachzudenken und es kam sogar etwas dabei heraus. Ich habe damit meine Lehrer und auch das Ministerium erschreckt. Aber zum Schluss waren alle davon überzeugt, dass Hogwarts sich bewegen muss. Nein nicht das ganze Schloss, sondern die Schule mit ihren Bräuchen und Regeln.
In einem indischen Märchen fragt der Ozean die Flüsse, wie es komme, dass sie die starken und mächtigen Bäume entwurzeln und zu ihm bringen, während sie nie das dünne und schwache Schilfrohr mit sich führten. Der Ganges antwortete ihm: „Es stehen die Bäume, jeder an seinem Ort, festgewurzelt an einer Stelle. Weil sie der Strömung sich widersetzten, müssen sie ihrer Stätte weichen. Nicht so das Rohr. Das beugt sicht, sobald es die Strömung herankommen sieht, und wenn des Sturmes Gewalt vergangen ist, richtet es sich wieder auf."
Damit Hogwarts nicht im Sturm des Bösen hinweggerissen wird, beugt es sich zwar nicht wie das Schilf, aber es bewegt sich. Es werden Regeln geändert, die über Jahrhunderte galten, aber nun zu starr sind, um dem Sturm standzuhalten.
Ich könnte euch nun die ganzen Regeln vorlesen, aber ich denke euer Hunger ist stärker als die Aufmerksamkeit."
Er hob einen Stapel Pergamente hoch. „Auf jedem Bett werdet ihr einen solchen Stapel finden, hier sind alle Änderungen beschrieben. Morgen wird noch kein Unterricht stattfinden, wir werden uns über diese Änderungen unterhalten. Das ist auch eine der größten Änderung auf Hogwarts. Wir Lehrer wollen mehr auf euch eingehen und erwarteten aber auch konstruktive Mitarbeit von euch.
Nun will ich euch aberdie neuen Professoren vorstellen. Meinen alten Freund kennen die Älteren unter euch schon, aber diesmal habe ich aufgepasst. Es ist wirklich Alastor Moody. Er wird Verteidigung gegen die dunklen Künste unterrichten. In diesen schweren Zeiten haben wir das Fach ausgedehnt und es wurde geteilt. Miss Mary-Anne Baumgarden wird den Bereich der Schutzzauber unterrichten. Es wird auch Neuerungen in Zaubertränke geben, aber ich will Professor Snape nichtsvorwegnehmen. Er meint,durch seine spezielle Art, es euch besser vermitteln zu können."
Amüsiertes Gelächter unterbrach ihn, schließlich war dessen Platz noch leer.
„Unser Ziel ist mehr Gerechtigkeit", fuhr Dumbledore fort. „Deshalb war der Unterstaatssekretär Walker der Ansicht uns einen Lehrer für das Rechtswesen schicken zu müssen. Mister Percy Weasley wird dieses Pflichtfach unterrichten."
Percy sprang auf um sich den Schülern zu zeigen, die sich aber lieber der Türe zu wandten, durch welche die scharfe Stimme von Professor Snape zu hören war. Dumbledore unterbrach seine Ansprache und sah, nicht ohne Schadenfreude, wie der junge Weasley sich enttäuscht wieder setzte. Dieserwar wohl der ungeeignetste Kandidat für diesesFach, aber er würde es wohl noch merken.
Belustigt beobachtete er wie Felicitas und Ginny überraschtdie Aufmerksamkeit des ganzen Saales bemerkten. Sie schlossen die Türe und warteten.
„Ah Miss McKinnon. Schön, dass Sie wieder hier sind. Miss Weasley, Sie dürfen wieder an Ihren Platz. Die Herren Didier Mellier aus Frankreich und Alexej Kromanow aus Russland kommen bitte zu mir.
Ihr Lieben,diese drei neuen Schüler sind eine der Neuerungen auf Hogwarts. Wir nehmen, nach einer Unterbrechung von beinahe zwanzig Jahren, wieder Schüler, die von anderen Schulen zu uns wechseln wollen. Bei der Auswahl habt ihr sie nicht gesehen. Das hat einen einfachen Grund. In den Köpfen von den Erstklässlern ist schon sehr viel los. Wie viel mehr ist dann in den Köpfen von beinahe erwachsenen Menschen? Der ‚Sprechende Hut' hat sich für die drei neuen Schüler mehr Zeit genommen." Unter Applaus gingen die Drei auf ihre Plätze zurück. Professor Snape nütze die Gelegenheit, um unbemerkt auf seinen Platz zu kommen.
„Ach ja, das Essen. Aber zuvor die Ermahnungen: Es ist verboten, was schon immer verboten war. In jedem Gemeinschaftsraum könnt ihr lesen, welche Gegenstände unser Hausmeister nicht sehen will. Der ‚Verbotene Wald' hat seinen Namen zu Recht. Ich glaubte, dass ich es nicht erwähnen müsste. Aber das Ministerium besteht darauf, obwohl es selbstredend ist: ‚Schwarze Magie' und die Unterstützung der ‚Schwarzen Seite' war und ist verboten. Die Lehrer sind angewiesen, Verstöße sofort und unnachgiebig zu bestrafen."
Ein Raunen und eine Bewegung der Köpfe zu den Slytherins war die Folge der Ankündigung.
„Macht nicht den Fehler, die Schüler nach ihrer Zugehörigkeit zu beurteilen", mahnte Dumbledore die Anwesenden.
Wie in einem schlechten Theaterstück betrat ausgerechnet jetzt Malfoy den Saal. Er setzte sich still an seinen Platz. Dumbledore beeilte sich,weiterzureden, bekam aber noch mit, dass Malfoy den Daumen auffällig nach oben streckte. Das Nicken von Felicitas und Ginny entging ihm nicht. Misstrauisch sah er die beiden Mädchen an.
„Nach dem Festessen, werdet ihr wie gewohnt in eure Gemeinschaftsräume verschwinden und überrascht sein eure Betten nicht wieder zu finden. Keine Angst, es gibt für jeden ein Bett.
Wir haben aber ab der sechsten Klassenstufe Zweibettzimmer eingeführt. Ihr werdet eure Betten suchen müssen. Aber zu erst ein großes Dankeschön an unserer Hauselfen für dieses köstliche Festmahl!"
Es machte ihm immer wieder Spaß, die Reaktion der Schüler zu beobachten, wie sie sich über das Festessen hermachten.
„Alastor,könntestdu mir die Pfefferminzsoße reichen?"
„Zu Pfannkuchen, Albus?"
„Warum nicht? Es wird noch einiges auf uns zukommendieses Schuljahr. Da sind Pfannkuchen mit Pfefferminzsoße gar nichts dagegen."
„Was befürchtest du?"
„Nichts Genaues. Ich muss später mal mit Professor Snape reden."
1 Die Hexe Daphne Greengrass ist eine Slytherin-Schülerin aus Harrys Jahrgang und stammt aus einer reinblütigen Zaubererfamilie. Sie ist bei den ZAG-Prüfungen im Juni 1996 immer gemeinsam mit Hermine aufgerufen worden. (HP V/31)