DEATHLY SILVER

Eine Harry Potter FanFiktion

von Marius DeJordan

VERZICHTSERKLÄRUNG: Alle urheberrechtlich geschützten Figuren in dieser Story gehören natürlich der wunderbaren Joanne K. Rowling. Ich habe sie mir nur ausgeliehen. Einzig die Idee und neue Charaktere sind komplett von mir. Ich beabsichtige nicht, mit dieser Geschichte Geld zu verdienen.

INHALT: Das fünfte Jahr ist beendet und Harry trauert um Sirius. Der Tod seines Paten, ist der letzte Tropfen, der das Fass zum überlaufen bringt. Sein Zorn wird so stark, dass er ein Wesen erweckt, das lange geschlafen hat. Jetzt ist es wach und die Jagd eröffnet.

Eine dunkle Story und ein gnadenloser Rächer. Nur Spoiler für Band 1 bis 6. Harry Potter und die tödlichen Heiligtümer werden weitgehends ignoriert. Was heißen soll: Harry ist kein Horcrux.

A/N: Eine neue Geschichte für euch. Ja, genau die, die mir vor einigen Wochen quer im Magen lag. Sie ist der Grund, warum ich einige Wochen lang, kein neues Kapitel für Do it Right zustande gebracht habe. Dafür kann ich behaupten, dass zumindest diese Story fertig ist. Yup, ich habe sie in Rekordgeschwindigkeit in die Tastatur gehämmert und heute, es ist der 11.12 wurde sie fertig. Natürlich erleichtert es die Sache, dass sie nicht so lang ist. Auch sind die Kapitel nicht ganz so umfangreich. Aber es wurden trotzdem fast 70.000 Worte. Leider konnte ich sie nicht Betalesen lassen. Pansy, meine Betaleserin, ist leider im Moment voll im Stress für ihre Diplomarbeit und hat keine freie Minute mehr, das arme Mädchen. Aber sie wollte es ja nicht anders und wählte Wirtschaftsmathematik als Studienfach. Also werde ich selbst Hand anlegen und sie überarbeiten.

Zur Geschichte. Ich wollte eine gradlinige Rächerstory schreiben. Zumindest habe ich es versucht. Es wird teilweise hart und etwas Blut fließt auch. Na gut. Viel Blut fließt. Zufrieden? Zumindest hoffe ich es. Schreibt mir bitte was ihr davon haltet. Konstruktive Kritik ist willkommen und Lob sowieso. Hihi. Also, viel Spaß beim lesen, wünscht euch, euer

Marius

PROLOG

Schwer atmend verharrte Harry Potter vor der Tür des Büros des Schulvorstehers, dass er soeben in seiner Wut fast vollständig zerstört hatte. Tränen verschleierten seine Sicht und seine Hände zitterten unkontrolliert. Wut. Eine Wut wie er sie noch nie vorher gekannt hatte, raste durch seine Adern. Ein Zorn, der wie ein heiliges Feuer in ihm brannte. Er hatte genug. All die Jahre bei den Dursleys, wo er seinen Zorn und seinen Frust brav geschluckt hatte. Genug. All die Zeiten, in denen er gerade noch Voldemort entkommen konnte. Es war genug. Und Sirius' Tod war der letzte Tropfen gewesen.

Harry stieß sich von der Wand ab, an die er sich gelehnt hatte und ging los. Seine Schritte führten ihn unbewusst zu dem Raum der Wünsche und ohne, dass er diesmal dreimal auf und ab laufen musste, erschien eine Tür. Er bemerkte den Unterschied gar nicht und trat ein. Es war ein schlichter Raum. Weiße Wände und ein mit Steinfließen ausgelegter Boden. Das einzig Auffällige war der Runenkreis in der Mitte des Raumes.

Harry achtete nicht darauf und trat in die Mitte des Kreises und holte tief Luft.

Ein Schrei der nicht enden wollte, entwich seiner gequälten Seele. Ein Schrei voller Verzweiflung, Trauer, Zorn und ein tiefes Verlangen nach Rache. Ein Schrei, der nicht unerhört verhallte. Während er schrie, brach Harry mit ausgebreiteten Armen in die Knie und legte den Kopf in den Nacken. Er sah nicht wie die Runen zu glühen anfingen, sah nicht, als wilde Magie aus ihm wie heiliges Feuer barst. Abrupt endete der Schrei und Dunkelheit umhüllte gnädig das Bewusstsein des jungen Zauberers.

..ooOOoo..

Ahhh, endlich. Endlich frei. Das war auch verdammt an der Zeit. Gespannt öffnete ich die Augen und das erste, was ich erblickte, waren schimmernde Runen. Sie leuchteten und glitzerten verführerisch und ich strich andächtig darüber. Meine Fingerspitzen prickelten von der Macht, die diese Runen ausstrahlten. Macht, die von Harrys Magie kam. Eine Macht, die mich endlich freigegeben hatte. Macht, die auch die meine war.

Schnell setzte ich mich auf und sah mich um. Hmm, ich musste im Raum der Wünsche sein, wenn ich mich richtig erinnere? Ich war noch ein wenig desorientiert und sortierte durch die Erinnerungen die zu Harry gehörten und jetzt auch die meinen waren. Geschmeidig erhob ich mich endgültig und atmete tief ein. Auf diesen Moment hatte ich lange gewartet. Mein Blick fiel auf den regungslosen Körper zu meinen Füßen.

"Ruhe dich aus, Harry. Ich werde mich um alles kümmern, ich verspreche es dir. Ich werde das tun, zu dem du nicht in der Lage bist. Schlafe sanft, mein Bruder. Schlafe, bis ich wieder komme." sagte ich weich. "Oh, und keine Sorge. Ich werde bestimmt viel Spaß haben. Blut wird fließen und ICH werde es diesmal sein, der es vergießt. Ich werde für uns Rache nehmen." lächelte ich düster. Kichernd verließ ich den Runenkreis und dachte an einen mannshohen Spiegel. Der Raum reagierte wie gewünscht und ein großer alter Spiegel, mit einem dunklen Rahmen erschien vor mir. Fremdartige Worte waren auf dem Rahmen zu erkennen. Worte die mir vertraut schienen. Aber natürlich.

Der Spiegel Nerhegeb.

Gespannt trat ich vor ihm hin und sah hinein. Ein nackter, schlanker und verdammt attraktiver Junge, mit schulterlangen silbernem Haar und Augen so blau wie feinster Lapislazuli, sah mir entgegen. Die sanft geschwungenen Augenbrauen hatten dieselbe Farbe wie das Haupthaar. Eine gerade Nase, ein festes Kinn, wohlgeformte Lippen und hohe Wangenknochen. Meine Haut war blass, fast weiß leuchtend. Die Muskeln fest und sehnig. Das Schamhaar etwas dunkler wie mein Kopfhaar. Ansonsten war mein jugendlicher Körper, bar jeden Haares. Nichts erinnerte an Harry Potter. Nichts... bis auf die blitzförmige Narbe, die ich mitten auf meiner Brust hatte. Es war nicht das einzige, dass uns verband.

"Hey, ich sehe ja richtig scharf aus! Aber hallo, schön dich zu endlich zu sehen, Silver!" pfiff ich zufrieden durch die Zähne und lächelte. Grübchen auch noch. Das war fast zuviel des Guten. Aber eben nur fast. Bei allen Rachegöttern. Mein Spiegelbild wirkte so... unschuldig. Alleine die Vorstellung, ließ mich lachen wollen. Ich und unschuldig. Hah!

"Hmm, ich brauche Kleidung." murmelte ich und überlegte. "Sorry, Harry. Aber du wirst zumindest deine Boxershorts behalten dürfen." grinste ich entschuldigend. Es war gar nicht so einfach, Harry seiner Kleidung zu entledigen. Doch kurze Zeit später trug ich seine Sachen und seufzte.

"Grottenschlechter Geschmack in Sachen Kleidung, mein Guter. Einfach furchtbar." schüttelte ich missbilligend den Kopf. Wie hielt das Harry nur aus, die abgelegten Sachen seines Cousins aufzutragen? Dudders hatte die Form eines jungen Mörderwales und dementsprechend schlabberten sie um meinen schlanken Körper. Ich hatte gute Lust, die Dursleys dafür bluten zu lassen, aber ich würde es Harry zuliebe nicht tun. Das einzige Zugeständnis, das ich bereit war zu machen. Und das nur, weil der arme Trottel sie nicht verlieren wollte. Seine einzig lebende Verwandtschaft. Bah! Obwohl, ein wenig Rache musste doch einfach drin sein, oder? Mein Spiegelbild lächelte mich böse an und plötzlich verschwamm der Hintergrund und Formen tauchten auf. Körper, die zuckend zu Boden fielen. Erschlagen von meiner Hand.

"Ohh, ja. Genau so wird es kommen!" nickte ich grimmig.

Damit das auch eintraf, musste ich mich langsam auf die Socken machen. Entschlossen trat ich zu meinen Bruder und nahm ihn auf meine Arme. Dann trug ich ihn aus dem Raum der Wünsche und legte ihn vorsichtig, ein paar Meter weiter im Gang ab. Harry rührte sich nicht, aber seine tiefe und regelmäßige Atmung, zeigte mir, dass er in Ordnung war.

"Sie werden sich um dich kümmern, vertrau mir!" flüsterte ich und küsste zum Abschied seine Stirn. Als letztes zog ich seinen Zauberstab aus meiner hinteren Hosentasche und legte ihn auf seine nackte Brust. Ich würde ihn sowieso nicht brauchen. "Wir sehen uns, Bruder."

Ich warf einen letzten Blick auf Harry und konzentrierte mich. Ich würde erst zurückkehren, wenn ich meine... unsere Rache gehabt hatte.

Oh, falls ich mich noch nicht vorgestellt haben sollte. Mein Name ist Silver. Einfach nur Silver. Ich habe viele Namen, Titel und Bezeichnungen, doch mir gefällt der Name Silver.

Wer ich bin? Oder noch besser gefragt: Was ich bin?

Ich bin nicht Harry Potter. Hmm... nun, das ist nicht ganz richtig. Ich bin ein Teil von Harry, oder beziehungsweise, Harry ist ein Teil von mir. Ahh, es ist eigentlich einfach. Ich bin all der Frust, der Zorn, die Verzweiflung und auch der Hass, den Harry in den knapp 16 Jahren seines Lebens in sich hinein gefressen und aufgebaut hat. Ich bin das, was in jedem von euch steckt und das ihr gerne unterdrückt und in die tiefsten Winkel eures Verstandes verbannt.

Doch ich bin immer anwesend.

Wenn ihr vor Wut zittert und eurer Gegenüber am liebsten die Kehle aufreißen würdet... das bin ich. Wenn eure Seele über Ungerechtigkeiten vor Verzweiflung aufschreit und ihr euch wünscht, dass etwas dagegen getan wird... das bin ebenfalls ich. Diese Momente dauern meist nur Sekundenbruchteile, doch sie sind real.

Wenn ihr an gerechtfertigte blutige Rache denkt, steht meist eure Menschlichkeit zwischen dem Wunsch und der Ausführung. Doch nicht bei mir.

Der Mensch ist ein domestiziertes Raubtier und das wird gerne vergessen. Doch er ist nicht das gefährlichste Raubtier, das frei über die Erde wandelt. Nein, dieses Raubtier bin ich. Und dieses Raubtier ist nun auf Beutezug. Seit vielen Jahrhunderten wurde einer meiner Art nicht mehr erweckt. Es war an der Zeit.

Ich wandele nicht oft über die Oberfläche dieses Planeten. Nur wenn der heilige Zorn eines Sterblichen den Punkt überschreitet, dass er auch das Interesse der Götter erweckt. Was wirklich nicht oft geschieht.

Ich werde das tun, was Harry nicht kann. Ich werde töten. Der Junge ist einfach zu sanft, trotz seiner Launen. Er hat es nicht in sich, seine Feinde gnadenlos auszulöschen und ich mache ihm deswegen keinen Vorwurf. Wahrhaftig nicht. Ich hoffe sogar, dass er sich niemals ändert. Umso mehr Spaß für mich. Tom und seine Anhänger werden bald bemerken, dass sie den Falschen herausgefordert haben.

KAPITEL 1

Albus Dumbledore sah dem jungen Potter nach und zuckte leicht zusammen, als dieser die Tür zu schmetterte. Dann sah er sich seufzend in seinem Büro um. Der Junge hatte sich ordentlich ausgetobt und er durfte froh sein, dass nicht er das Ziel von Potters Wut gewesen war. Er würde ihm die Zeit geben, sich zu beruhigen und konnte nur hoffen, dass der Aufenthalt bei seinen Verwandten, ihn über den Verlust von Sirius hinweg helfen würde.

Diese und andere Gedanken gingen dem alten Zauberer durch den Kopf, als er anfing sein Büro aufzuräumen. Vieles konnte er mit einem Reparo retten, aber leider nicht alles. Einige der Gegenstände, waren jenseits jeder Wiederherstellung. Dumbledore war so tief in Gedanken, dass er erst das dritte heftige Klopfen an seiner Tür hörte.

"Ja? Nur herein!" sah er auf.

"Albus, du bist hier. Merlin sei Dank!" stürmte Professor Sprout herein. Seine eigentliche Stellvertreterin lag immer noch in St. Mungos und erholte sich von den vielen Stunnern, die sie abgekommen hatte.

"Was ist denn, Pomona?" versuchte er die aufgeregte Hauslehrerin der Hufflepuffs zu beruhigen.

"Es ist Potter." stieß Professor Sprout hervor. Albus wartete darauf, dass sie weitermachte. Wahrscheinlich hatte der Junge seine Wut weiter ausgelassen. "Er liegt im Krankenrevier!" beendete Sprout abrupt ihren Rapport.

"Und?" forderte sie Dumbledore auf.

"Nichts und. Er ist besinnungslos und ich bin so schnell es ging, zu dir geeilt. Dein Kamin... oh Merlin. Was ist denn hier passiert?" fiel ihr erst jetzt die Zerstörung auf.

"Harry Potter ist passiert!" seufzte Albus.

"Ich sehe." zog Sprout die Augenbrauen hoch. Was hatte den Jungen nur so in Rage versetzt? Die Gerüchteküche kochte auf Hochtouren und im Krankenrevier lagen nicht nur Potter, sondern auch seine Freunde. Angeblich waren sie in den Kampf im Ministerium verwickelt gewesen. Eigentlich unglaublich.

Dumbledore riss den Professor für Herbologie aus ihren Überlegungen, als er an ihr vorbei aus dem Büro stürmte. Ihr blieb nichts anderes übrig als ihm zu folgen. Auf dem Weg zu Madame Pomfrey, stellte er Fragen, doch sie konnte ihm auch nichts Genaueres sagen.

"Poppy?" rief Dumbledore, kaum dass er durch die Tür ins Krankenrevier eingetreten war.

"Hier Albus!" winkte sie ihn zu sich.

Dumbledores Blick fiel auf den jungen Ron Weasley und Ms. Granger, die beide noch schliefen. Neville Longbottem und die anderen beiden Mädchen waren wach und wirkten sehr besorgt. Er nickte ihnen zu und hatte schnell die Schulheilerin erreicht und blinzelte überrascht als er Harry dort liegen sah.

"Argus hat ihn auf dem Gang im siebten Stock entdeckt. Er war fast entkleidet und ohne Besinnung. Und es gibt keinen Hinweis auf einen Angriff. " erklärte Poppy hastig.

"Und weiter? Was fehlt ihm?" wollte Albus wissen, wobei er sich innerlich wunderte, warum Harry nur in seinen Boxershorts aufgefunden wurde. Seinen Stab konnte er auf dem Nachtisch sehen. Das konnte es also nicht gewesen sein. War es ein misslungener Scherz?

"Ich kann es nicht sagen. Organisch ist alles soweit in Ordnung. Abgesehen von seiner Erschöpfung. Doch die ist nicht der Grund für seine Besinnungslosigkeit. Oder genauer gesagt, für den tiefen, tiefen Schlaf, in dem er gefallen ist." erwiderte die Schulmatrone.

"Du hast keinen Anhaltspunkt?" wunderte sich der Schulleiter.

"Nicht den geringsten." musste Poppy zugeben.

"Kannst du ihn aufwecken?" fragte Albus besorgt und seufzte als Poppy den Kopf schüttelte.

"Wir können nur hoffen, dass er von selbst erwacht." musste sie eingestehen.

"Merlin. Genau das, was noch gefehlt hat!" nahm Dumbledore seine Brille ab und massierte abwesend seine Nasenwurzel. Seine Gedanken rasten um eine Lösung zu suchen. Keineswegs konnte Harry hier länger bleiben. Wenn heraus kam, dass er schutzlos war, würde Voldemort dafür sorgen, dass sein tiefer Schlaf ein ewiger wurde. "Mir werden ihn morgen verlegen. Ins Hauptquartier!" entschied er.

"Und seine Verwandten? In zwei Tagen ist Schulschluss." hob Poppy eine Augenbraue.

"Ich werde ihnen einen Brief schreiben und die Sachlage... erläutern!" brummte Albus.

"Da ist noch etwas, was mir an dem jungen Mr. Potter aufgefallen ist, Albus?" hüstelte Poppy.

"Ja?" wunderte sich Dumbledore. Was war denn noch?

"Hier, ich zeige es dir. Ich hoffe, dass ich mich irre." zog die Schulheilerin den alten Zauberer zu Harrys Bett und hob das rechte Handgelenk des Teenagers an. Dann murmelte sie einen kleinen Zauber und langsam stiegen seltsam geformte Narben an die Oberfläche.

"Meine Güte. Ein Blutkiel!" holte Albus scharf Luft und Poppy seufzte erschüttert.

"Professor! Was ist mit Harry?" fragte Neville Longbottem schüchtern.

"Wir wissen es noch nicht, Mr. Longbottem. Doch es wird gut für ihn gesorgt, das versichere ich ihnen." antwortete der Schulvorsteher freundlich. Er wollte nicht, dass das jemand sieht, aber er nahm sich vor, Nachforschungen anzustellen. Ein schrecklicher Verdacht stieg in ihm auf und er konnte nur hoffen, dass er sich irrte.

"Ob ihn jemand verflucht hat, oder sind das noch Nachwirkungen von dem Kampf gegen V... Voldemort!" brachte der junge Gryffindor den Namen des dunklen Lords kaum über die Lippen. Doch er war stolz darauf, dass er es gesagt hatte. Professor Sprout und Poppy Pomfrey zuckten hingegen merklich zusammen.

"Es gibt keinen Hinweis auf einen dunklen Fluch. Bitte stellt keine weiteren Fragen, Kinder. Gerade ihr, Harrys Freunde, solltet wissen, wie gefährdet er im Augenblick ist." sah er, über den Rand seiner Brille hinweg, ernst auf die drei Jugendlichen.

"Ja, Sir!" nickten Neville und Ginny. Luna tippte nachdenklich an ihr Kinn und sah aus verträumten Augen auf Harry.

"Vermutlich hat ihn der Silberne Engel des Todes geküsst! Hmm, oder ihn hat ein Schnarchkackler ins Ohr gepustet? Wäre auch möglich." meinte sie abwesend.

"Ja, vielleicht!" unterdrückte Ginny ein Lächeln. Neville erging es nicht viel besser.

Albus blinzelte irritiert. Er war nicht mit Lunas exzentrischen Bemerkungen vertraut.

"Wie bitte?" fragte Poppy.

"Huh?" meinte Luna nur.

"Ist mit ihnen alles in Ordnung, Miss Lovegood?" schwenkte sie besorgt ihren Zauberstab über die junge Ravenclaw. Doch sie konnte, bis auf die bereits festgestellten Verletzungen, nichts Besorgnis erregendes entdecken.

"Oh, aber ja doch, Madame Pomfrey!" winkte Luna locker ab.

"Glauben sie ihr, Madame. Es geht ihr gut!" griff Neville ein.

Albus Dumbledore strich sich gedankenverloren über den langen Bart. Harrys unnatürlicher Schlaf, warf etliche Probleme auf. Er konnte nur hoffen, dass er schnell wieder gesundete und fürchtete gleichzeitig Voldemorts Reaktion. Solange Harry außer Gefecht war, stand nichts zwischen Tom und seinem Ziel die Zauberergemeinschaft zu zerstören. Nichts.

..ooOOoo..

Derweil erschien ein silberhaariger Junge unbemerkt in der Winkelgasse. Er schien sich aus Schattenfetzen zu formen und stand auf einmal in einer der kleinen Gassen. Es war später Abend inzwischen und er konnte eine leichte Erregung, bei den wenigen die jetzt noch unterwegs waren, feststellen. Anscheinend hatte es sich schon herumgesprochen, dass Voldemort im Ministerium gesehen wurde. Ja, Silver konnte die Angst förmlich riechen.

Nun, das berührte ihn nicht. Er hatte jetzt ein paar Besorgungen zu machen. Voller Selbstbewusstsein schritt er aus der Gasse auf die Hauptstrasse und hielt auf Gringotts zu. Für seine Rachepläne brauchte er reichlich Bargeld in beiden Währungen. Schön, dass Harry so großzügig war, ihn seinen Schlüssel zu überlassen, dachte er grinsend. Er hatte keine Furcht davor, als Betrüger entdeckt zu werden, denn er war sich sicher, dass er ohne Schwierigkeiten auf Harrys Gold zugreifen konnte.

Was sich bestätigte. Der Kobold, dem er den Schlüssel reichte, blinzelte zwar überrascht, aber beanstandete nicht die Tatsache, dass er nicht gerade wie Harry Potter aussah. Eine Viertelstunde später trug er in einer Bodenlosen Geldbörse rund 100.000 Pfund und etwa 20.000 Galeonen bei sich.

Silver war hochzufrieden mit dem Start. Seine Kriegskasse erhoffte er durch seinen Rachefeldzug aufstocken zu können. Hmm, als erstes brauchte er Kleidung, eine Truhe, Tränke, Bücher. Einen Zauberstab benötigte Silver nicht, da er auch so über die Magie verfügen konnte. Doch er würde einen benutzen, um seine Spuren zu verwischen. Früher oder später würde ihm schon einer in die Hände fallen und es war sehr wahrscheinlich, dass es sehr bald der Fall sein würde.

Die Zaubererkleidung war schnell gekauft und die passende Muggelkleidung würde er bei seinem Trip nach Muggellondon erwerben. Kurze Zeit später war er stolzer Besitzer einer Truhe mit sieben Abteilungen. Genau so eine Truhe wie sie Mad-Eye Moody besaß. Selbstschrumpfend und federleicht gezaubert. Eine wirklich wertvolle Erwerbung, seiner Meinung nach. Dazu kaufte er noch ein Zelt, das einen Erweiterungszauber hatte und gut ausgestattet war. Die Tränke erwarb er in der Apotheke und gleich dazu Ingredienzien für das Tranklabor, das in der Truhe enthalten war. Er gab einer Eingebung nach und erwarb einen schnellen Besen. Ein Nimbus 2000 wie ihn Harry im ersten Jahr bekommen hatte. Ein Teil der Bücher besorgte er bei Flourish und Blotts und den Rest, darunter so illegale Tränke wie Veritaserum und anderes, erhoffte er in der Nokturngasse zu erwerben. Das war sein nächstes Ziel. Er zog die Kapuze seiner neuen dunklen Robe über sein Haupt und ging entschlossen los.

Der Teenager wurde ein paar Mal schief angesehen, aber keiner wagte es ihn zu stoppen als er die berüchtigte Gasse betrat. Silver hatte so eine Aura um sich, die jedem, der auch nur andeutungsweise im Besitz seiner fünf Sinne war, überdeutlich sagte: Finger weg.

Und in der Nokturngasse überlebte man nicht lange, wenn man nicht Herr seiner Sinne war. Also störte niemand den Teenager mit den durchdringenden blauen Augen. Silver zögerte nicht und betrat den düsteren Laden von Borgin & Burke's. Am Eingang blieb er stehen und seine Sinne waren auf das äußerste geschärft. Er konnte eine Aura in dem Raum hinter dem Tresen ausmachen. Es gab nur die eine und er entspannte sich etwas.

"Ja, mein Herr. Sie wünschen?" kam Mr. Burke aus dem Hinterzimmer hervor.

"Bücher. Bücher, die man nicht im Laden um die Ecke bekommt." sagte Silver ruhig.

"Wer sagt, dass ich solche Bücher zu verkaufen habe?" konterte Burke. Falls er eine Antwort erwartete, wurde er enttäuscht. Silver blieb stumm, doch dafür bohrten sich seine Augen in die seines Gegenübers. Caractarus Burke, der nun wirklich mit vielen Hartgesottenen Kunden, wie Mördern, Todessern und dergleichen, zu tun hatte, schauderte innerlich. Wer immer auch dieser Fremde war, er war gefährlich. "Ein kleiner Scherz, mein Herr. Natürlich habe ich Bücher die sie sicher interessant finden werden!" fing er an zu schwitzen.

"Ich dachte es mir!" kam es kalt und trocken von dem jungen Fremden.

"Bitte folgen sie mir!" machte Burke eine einladende Geste.

"Nach ihnen, Mr. Burke. Nach ihnen!" lächelte Silver dünn. Er traute dem Bastard nicht weiter als wie er ihn werfen konnte.

"Sicher." schluckte Burke. Er führte seinen Gast in ein Zimmer hinter dem Tresen. Es war ein relativ großer Raum, der mit Büchern, Antiquitäten und den merkwürdigsten Objekten voll gestopft war. Auf der linken Seite befand sich ein ausgedehntes Bücherregal, das bis unter die Decke reichte. Folianten aller Größen und Alters. Werke, die manchmal schon seit Jahrhunderten auf der schwarzen Liste des Ministeriums standen. Genau, das was Silver suchte.

"Ahh, sehr schön!" murmelte er zufrieden. Er strich mit seinen Fingern über die Buchrücken und ließ die Magie für sich entscheiden. Was prompt zu einem Treffer führte. Silver zog das schäbig wirkende Buch aus dem Regal und las den Titel. 'Flüche und Gegenflüche. Die kleine Fibel für den dunklen Zauberer, von Cruatio de Imperus.' las er beinahe ungläubig. Die Zauberer waren wirklich ein merkwürdiges Volk mit einem schrägen Humor. Das gefiel ihm.

Er nahm es in die rechte Hand und strich mit seiner linken weiter über die staubigen Buchrücken. Noch dreimal wurde er fündig und er nahm alle vier Bände.

"400 Galeonen!" verlangte Burke. Er schluckte schwer, als sein Kunde still blieb und nannte einen neuen Preis. "250, Sir. Aber weniger kann ich nicht verlangen!" stammelte er.

"Gut." zischte Silver und stülpte seine Börse um, nachdem er den Betrag genannt hatte. Auf Burkes Verkaufstresen türmte sich bald darauf ein kleiner Berg Goldmünzen.

"D... Danke, Sir. Falls ihr wieder etwas braucht... ihr wisst wo ihr mich finden könnt!" leuchteten Burkes Augen zufrieden auf. In seinen Augen hatte er ein erstklassiges Geschäft gemacht. Die Bücher, die dieser Fremde soeben erworben hatte, waren in seinen Augen wertlos und minderwertig. Er hatte sie nur im Regal stehen gehabt, weil er noch nicht dazu gekommen war sie auszusortieren. Vermutlich hätte er sie auf den Müll geworfen. Doch dieser arrogante Emporkömmling verdiente es nicht besser.

Silver grinste dünn. Er konnte Burke, dessen Okklumentikschilder eher zweifelhaft waren, fast laut denken hören. Der gute Mann täuschte sich gewaltig über den Wert der Bücher. Zur Not, hätte er das Fünffache dafür bezahlt.

"Eher zweifelhaft. Aber man weiß ja nie!" sagte er daher nur und ging ohne ein weiteres Wort.

Auf der Straße blieb er stehen und orientierte sich neu. Er benötigte noch Waffen und er war sich sicher, dass er hier etwas finden würde. Er musste nicht lange suchen. Sein Instinkt führte ihn zu einen der kleinen Läden in dessen Schaufenster jedoch nichts weiter ausgestellt war. Und doch wusste Silver, dass er hier alles finden würde. Erwartungsvoll betrat er das Geschäft und war zum Glück der einzige Kunde.

Hinter dem Tresen stand ein Mann in den Vierzigern, der ein Schwert polierte. Er ließ Silver nicht aus den Augen, als sich dieser umsah. An den freien Wänden hingen Waffen allerlei Art. Ein Segment zog ihn sofort an. Es enthielt japanische Katana in verschiedenen Stilen. Ja, das kam seiner Suche schon näher.

"Ich suche ein Schwert!" sagte Silver gelassen.

"Was du nicht sagst, Kleiner!" schnaubte der Besitzer spöttisch.

"Nicht irgendein Schwert!" ignorierte Silver den Spott.

"Gehe lieber nach Hause und spiel mit deinen Puppen, Bübchen." knurrte der Mann.

"Später." grinste Silver. "Doch im Moment brauche ich ein anständiges Schwert. Hmm, obwohl. Der Schrott den du hängen hast, taugt höchstens nur fürs Gurken schnippeln." meinte er höhnisch.

"Schrott? Du hast wohl zu viele Drogen genommen, du kleiner Wichser." kam der Besitzer wütend um den Tresen herum und näherte sich Silver.

Er trug immer noch das Schwert und hob es leicht an. Der kleine Pimpf war sicher kein Gegner für ihn und würde wahrscheinlich mit eingezogenem Schwanz aus seinen Laden rennen. So dachte er zumindest noch gut eine Sekunde lang. Denn in der nächsten lag er am Boden und sein eigenes Schwert saß auf seiner Kehle auf. Verdammt, er hatte es nicht einmal kommen sehen.

"Hmm, das was ich in der Hand habe, hat eine ganz andere Qualität. Wirklich gut ausgewogen, wenngleich ein wenig kopflastig." spitzte Silver die Lippen. "Es ist sicher dein eigenes, oder?" hob er spöttisch eine Augenbraue.

"Ähh...! Möglich. Du bist ganz schön flink, Kleiner!" kniff der Mann die Augen zusammen.

"Und du zu selbstsicher. Wollen wir noch mal von vorne anfangen, oder muss ich dich erst ein wenig aufschlitzen?" grinste der Teenager herausfordernd.

"Da wähle ich lieber die erste Option." grinste der Mann schief zurück. Silver kicherte und hob das Schwert von der Kehle des Mannes. Dieser seufzte erleichtert und strich sich suchend über seinen Adamsapfel.

"Es ist noch alles dran." spottete Silver und reichte ihm die freie Hand. Der andere zögerte einen Augenblick, bevor er sie ergriff und sich aufhelfen ließ. Er überragte Silver um fast Haupteslänge.

"Ich kann kaum glauben, wie schnell du mich am Boden hattest. Das ist schon lange keinem mehr gelungen. Mein Name ist Tharan. Waffenschmied und Besitzer dieses Geschäftes." stellte er sich vor.

"Ich bin Silver!" schob der Teenager seine Kapuze zurück.

"Offensichtlich." meinte Tharan trocken, als er die silberne Mähne sah.

"Also, was ist jetzt mit einem richtigen Schwert für mich?" fragte Silver und händigte dem Schmied wieder sein Schwert aus.

Tharan musterte den schlanken Teenager. Er war bestimmt nicht älter als 14 oder 15 Jahre und doch wirkten seine Augen... uralt. Und bedrohlich. Der Schwertschmied konnte nicht sagen, warum er seine Meinung änderte, aber er nickte.

"In Ordnung, Kiddo. Komm mit mir." forderte er den Jungen auf. Er schloss die Eingangstür zu seinem Laden und ging dann durch eine schmale Tür in die hinteren Räumlichkeiten. Silver folgte neugierig und auch ein wenig erwartungsvoll. Gleichzeitig war er auf der Hut.

Das erste was er registrierte, war eine voll ausgestattete Schmiede auf der linken Seite. Auf der rechten Seite, war eine weitere Tür, die in einen gut ausgeleuchteten Raum führte. Schwerter aller Art und Formen hingen an der Wand oder in Gestellen. Messer, Speere und noch vieles mehr. Der Mittelpunkt aber, war die Sammlung von Katana und einigen Tachi, die Vorläufer der Katana.

"Woah! DAS ist doch gleich etwas ganz anderes!" leuchteten Silvers Augen auf.

"Meine kleine Privatsammlung. Nur selten veräußere ich einzelne Stücke!" gab Tharon stolz zu. Er blieb etwas zurück und sah dabei zu, wie der Junge sich seiner Sammlung näherte und dann andächtig mit seinen Fingerspitzen über ein paar der Schwerter strich. Nur eines hing blank an der Wand, während die anderen Klingen durch die Saya, die Schwertscheide, vor direkten Blick geschützt waren.

"Ich denke, mir sagt dieses hier zu." murmelte Silver und legte seine Hand auf ein Schwert.

"Oha! Ich befürchte, es wird dir nichts nützen, Kiddo." meinte Tharan.

"Warum nicht? Ist es unverkäuflich?" sah Silver über seine Schulter zurück.

"Mehr oder weniger sind alle dieser Waffen unverkäuflich. Doch dieses Exemplar... es ist schon lange im Besitz meiner Familie. Schon seit Generationen und mein Vater erzählte mir...!" zögerte Tharan kurz.

"Ja?" hob Silver eine Augenbraue und der Schmied seufzte.

"Auf diesem Schwert liegt ein Zauber oder gar ein Fluch." gab er ungern zu. Er trat jetzt zu Silver und hob das Schwert aus seinem Gestell, nachdem er sich Handschuhe aus dünner Baumwolle übergestreift hatte. Silver selbst, hatte auf seine Bemerkung nicht weiter reagiert und wartete ruhig ab.

"Es ist ein altes Schwert. Seine Herkunft ist etwas nebulös aber es gibt ein oder zwei Hinweise auf den Schwertschmiedemeister, der es erschaffen hat. Natürlich sind sie unbestätigt aber es könnte durchaus möglich sein." erklärte Tharan nachdenklich.

"Was könnte sein?" hakte Silver nach.

"Es wurde angeblich von einem Zauberer geschmiedet, der bei Meister Masamune Okazaki in die Lehre gegangen sein soll." erwiderte Tharan.

"Aha. Und was war so besonders an diesen Masamune?" war Silver ahnungslos.

"Meister Masamune ist wohl einer der berühmtesten Schwertschmiede in der Geschichte Japans gewesen. Er lebte Anfang des 14. Jahrhunderts in der Provinz Sagami und all seine Schwerter sind heute nationale Schätze in Japan. Masamune war ein Schüler von Shintogo Kunimitsu und stellte Suguha-Klingen mit gerader Härtelinie her, schuf aber auch großartige Notare Hamon-Klingen." erzählte der Schmied mit unverkennbarer Begeisterung und so etwas wie Ehrfurcht in seiner Stimme.

"Tatsächlich?" war Silver nicht sehr beeindruckt.

"Banause! Zolle deinen Altvorderen bitte etwas mehr Respekt." murrte Tharan was dem Teenager nur ein Grinsen entlockte. Der Schmied konnte nicht anders und erwiderte das Grinsen unwillkürlich, bevor er wieder ernst wurde. "Leider habe ich die Klinge selbst nie gesehen, doch auch so ist es ein wundervolles Beispiel für die Schwertschmiedekunst. Alleine die Tsuba ist einzigartig. Siehe." deutete Tharan auf das Stichblatt. "Es sind keine Schriftzeichen die ich erkennen kann und glaube mir, ich habe ausführlich nachgeforscht."

"Vergeltung." meinte Silver nach einem nachdenklichen Blick auf die Tsuba.

"Wie bitte?" ächzte Tharan.

"Das ist zumindest zu lesen. Ja, Vergeltung. Eindeutig." nickte der silberhaarige Junge nach einem erneuten Blick.

"Du kannst das lesen? Erstaunlich!" war der Schmied verblüfft.

"Yup! Was ist jetzt mit dem Fluch?" zuckte Silver nonchalant die Schultern.

"Zauber. Ich bin mir nicht sicher ob es tatsächlich ein Fluch ist!" murmelte Tharan abwesend. Er kämpfte immer noch mit der Tatsache, dass dieser Junge eines der Geheimnisse dieses Schwertes so einfach gelöst hatte. "Niemand war bisher in der Lage, das Schwert zu ziehen. Niemand." verriet er dann.

"Wenn ich es ziehen kann... überlässt du es mir?" fragte Silver sofort.

"Uhh? Wie kommst du auf die Idee, dass ausgerechnet du es bist, der es ziehen kann? Oh Mann, Kiddo. Du bist nicht Artus und das ist nicht Excalibur!" lachte Tharan spöttisch.

"Überlässt du es mir?" blieb Silver gelassen.

"Wenn du es ziehen kannst, dann schenke ich es dir sogar!" spottete Tharan.

"Deal." ging Silver sofort darauf ein und hielt dem Schmied seine rechte Hand hin. Tharan zögerte nicht lange und schlug ein. Niemand konnte die Klinge ziehen, also war er auf der sicheren Seite.

"Deal!" nickte er grimmig und reichte das Katana dem Jungen.

"Oh jaaa." seufzte Silver als er seine Finger um die Tsuka legte. Der Schwertgriff fühlte sich wie gemacht für ihn an. Seine linke lag fest um die Schwertscheide und er zog das Schwert mit einem glatten Rutsch heraus. Ein unirdischer Wind schien sein Haar zu bewegen und ein weiches Licht breitete sich um ihn herum aus. Tharan wich zurück und starrte aus großen Augen auf den Jungen, der das blanke Schwert locker, aber gleichzeitig sehr gekonnt in seiner Hand hielt.

"Ich... ich glaube es einfach nicht. Scheiße." schluckte Tharan schwer. Es war ihm sofort klar geworden, dass er soeben ein wertvolles Stück seiner Sammlung verloren hatte.

"Dieses Schwert wurde für mich gemacht." lächelte Silver raubtierhaft und sein Blick glitt bewundernd über die Klinge. Es war eine Notare Hamon-Klinge, wie die leicht wellenförmige Härtelinie enthüllte.

"Scheint so." seufzte Tharan schwer. "Ich halte mein Wort. Es gehört jetzt dir." schloss er kurz die Augen.

"Danke, Tharan!" neigte Silver leicht das Haupt.

"Bitte halte es hoch. Ich möchte es mir gerne ansehen!" bat ihn der Schmied und Silver gehorchte gerne der Bitte. Er hob es, mit der Schneide nach oben hin, an und Tharan strich ehrfürchtig über die Blutrinne. "Ein Soshu Kitae. Ich bin mir dessen sicher. Oh, sieh dir nur die Hamon an. Und die Shinogi-Ji." deutete er voller Begeisterung auf die jeweiligen Stellen. "Und nicht die kleinste Roststelle." Er beugte sich leicht vor und roch vorsichtig an dem Schwert. Silver sah irritiert dabei zu. "Ich kann tatsächlich noch das Nelkenöl riechen. Unglaublich. Es sieht aus, als wäre es gerade erst hergestellt worden. Noch nie vorher, habe ich eine solch perfekte Arbeit gesehen. Es gibt nicht eine einzige Fehlerstelle. Ein wahres Meisterwerk!" konnte sich der Schmied kaum beruhigen.

Silver musste ein Grinsen unterdrücken. Tharan hörte sich wie ein Teenager nach seinem ersten Date an. Und all die fremden Ausdrücke die der Schmied benutzte? Der Junge wollte nachfragen, doch stoppte, bevor er ein Wort äußern konnte. Auf einmal wusste er, was sie bedeuteten und er hätte nicht vermocht zu sagen, woher er es wusste. Nelkenöl wird für die Schwertpflege benutzt. Genau wie Reispapier um das alte Öl zu entfernen. Soshu Kitae war die Bezeichnung für die Herstellungsweise und bedeutete, dass diese Klinge sieben Stahllagen hatte. Die aufwändigste und Komplizierteste Weise ein Katana herzustellen und sie wurde tatsächlich von Meister Masamune benutzt. Shinogi-Ji war die Fläche zwischen Klingenrücken und Shinogi, der Gratlinie.

"Drehe es bitte um und zeige mir die andere Seite. Mach aber langsam." forderte ihn Tharan auf.

"Sicher." murmelte Silver belustigt und drehte es langsam um.

"Ah, Schriftzeichen... Scheiße... Scheiße... d... das... ich... Merlin!" quollen Tharans Augen förmlich heraus. Er starrte mit weit offenem Mund und Augen auf das Schwert und seine Hände zitterten.

"Alles in Ordnung?" fragte Silver leicht besorgt.

"Es ist ein Masamune. Ein Masamune! Es trägt sogar einen Namen." quiekste Tharans Stimme.

"Ja und?" meinte Silver trocken und erntete ein Funkeln von Tharan.

"Ich habe dir ein Schwert geschenkt, das unbezahlbar ist. Verstehst du nicht, du Trottel. Unbezahlbar. Japanische Clans würden locker eine Million Galeonen für ein signiertes Schwert von Meister Masamune bezahlen. Ach, was rede ich da. Fünf Millionen. Mindestens!" lachte der Schmied plötzlich hysterisch, nur um sofort wieder zu verstummen. "Ich... ich brauche was zum trinken." stöhnte er schwach.

"Tue das und beruhige dich verdammt noch mal. Hmm, wir könnten einen weiteren Deal machen, Tharan McBane." wurde Silvers Stimme zwingend.

Der Schmied stoppte und atmete tief durch. Woher wusste der Junge seinen vollen Namen. Er hatte seinen Familiennamen seit Jahren nicht mehr benutzt. Alarmiert wartete er, dass Silver weiter machte.

"Wenn ich meine Aufgabe beendet habe... wird dieses Schwert zu dir zurückkehren. Du und deine Nachkommen werden es hüten, bis zu dem Tag, an dem es wieder jemand ziehen wird. Bist du damit einverstanden, Tharan McBane?" fragte Silver und seine blauen Augen schienen zu leuchten.

Tharan schluckte und konnte den Augenkontakt nicht brechen. "Du hast mein Wort!" nickte er dann zustimmend. Er konnte gar nicht anders. Kaum, dass diese Worte seine Lippen verlassen hatten, leuchtete das Schwert kurz auf und schien sich mit Tharan zu verbinden.

"Gut. Sehr gut. Und es scheint mir, dass es nicht das erste Mal war, dass ein McBane dieses Wort gab." meinte Silver grimmig.

"Glaubst du wirklich? Hmm, es könnte sein. Mein Vater... mein Vater war eines der Opfer des dunklen Lords." strich sich Tharan müde über das Gesicht. "Er starb, als ich noch in der Lehre zum Schmied war und konnte es mir vermutlich nicht mehr sagen." war er sich auf einmal sicher.

"Das erklärt es wohl. Benutzt du deshalb nicht mehr deinen Familiennamen?" wollte Silver wissen.

"Genau aus diesem Grund und die aktuellen Geschehnisse geben mir recht." erwiderte Tharan bitter.

"Kümmere dich nicht länger um Voldemort. Vertrau mir!" lächelte Silver böse und tätschelte beinahe zärtlich sein Schwert. Der Schmied blinzelte verblüfft und erinnerte sich plötzlich an den Namen, den der Junge auf der Tsuba entziffert hatte und den er selbst auf der Klinge gelesen hatte. Oh, es machte plötzlich Sinn.

"Ich werde keine Fragen stellen." sagte er ruhig.

"Gut so!" konterte Silver genauso ruhig.

"Aber ich werde in der nächsten Zeit, aufmerksam die Zeitung lesen."

"Mach das nur. Du sagtest, es wäre benannt?" murmelte Silver nachdenklich und musterte die Schriftzeichen. "Ishu-gaeshi o suru!" las er laut.

Tharan nickte ernst. " Was so viel wie 'Vergeltung üben' bedeutet." Dass der Junge anscheinend Japanisch konnte, wunderte ihn nicht.

"Ich weiß. Hmm, ein bisschen zu umständlich. Hah, ich weiß. Ich werde es Shinigami nennen." leuchteten Silvers Augen auf.

"Todesengel? Bescheiden bist du ja nicht." spottete Tharan freundlich.

"Also, ich finde, das trifft es ziemlich passend." hatte Silver ein rätselhaftes Lächeln auf seinen Lippen. Es verschwand so schnell, dass es sich Tharan möglicherweise auch nur eingebildet hatte. Silver schob mit einem satten Laut, das Schwert zurück in die Scheide. "Ich brauche eine Montur, um das Schwert auf den Rücken zu tragen. Dazu ein paar gute Messer. Ein paar aus Silber wären auch nicht schlecht."

"Kein Problem. Ich bin gut ausgestattet. Und Silver...?"

"Yep?"

"Das geht aufs Haus."

"Danke, Mann. Aber es ist nicht nötig. Schließlich musst du was essen." lächelte Silver beinahe fröhlich.

"Wie du meinst. Apropos essen. Hast du Hunger?" grinste Tharan.

"Jetzt, wo du es sagst." grinste Silver zurück.

"Dann komm." lud ihn der Schmied ein.

"Danke. Äh, Tharan?"

"Ja?"

"Hast du Kontakte zu Muggel die Schusswaffen und Sprengstoff verhökern?" fragte Silver unschuldig.

"Wie kommst du nur auf die Idee, dass ich solche Kontakte habe?" versuchte Tharan gleichgültig auszusehen. Silver hob nur spöttisch eine Augenbraue. "Ja, habe ich. Ich werde etwas anleiern. Nach dem Essen. Klaro?" seufzte der Mann.

"Sicher doch." kicherte der Junge.

'Auf was habe ich mich da nur eingelassen?', fragte sich der Schmied kopfschüttelnd.

TBC...

A/N: Das war es. Das erste Kapitel meiner neuen Geschichte. Und? Schreibt fleißig und brav viele Reviews. Das nächste Update kommt voraussichtlich noch diese Woche. Bis danne,

Marius